Prävention, Beratung, Diagnostik & Therapie
Erwachsene und ältere
Aphasie (Sprachstörung)
Dysarthrie (Sprechstörung)
Dysphagie (Schluckstörung)
Apraxie (Störung der Sprechmotorik)
Redeflussstörung (Stottern, Poltern)
Dysphonie (Stimmstörung)
Kognitive Dysphasie
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Therapie bei Trachealkanülenmanagement
Therapie bei Laryngektomie
Begleitstörungen bei neurologischen Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose,...)
Artikulationsstörungen
Kinder und Jugendliche
Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
Sensorische Integrationsstörung (SI) Sprachentwicklungsstörung
Aussprachestörung
Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung (AVS)
LRS / Legasthenie
Myofunktionelle Störung
Therapie bei Late Talkern
Therapie bei Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte
Rhinophonie (Näseln)
Redeflussstörung (Stottern, Poltern)
Kindliche Dysphonie (Stimmstörung)
Kindliche Aphasie
Mutismus
VED
In meiner Praxis arbeite ich mit einer modifizierten Version des niederländischen Dyspraxieprogramms (DYSPRAXIE PROGRAMMA) zur Behandlung von verbaler Entwicklungsdyspraxie (VED).
Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
Was ist VED?
Das Kind ist nicht („A-“) oder nur mühsam („Dys-“) dazu fähig, bewusste und komplexe aufeinander folgende Sprechbewegungen motorisch zu planen und auszuführen. Willkürliche, korrekte Muskelbewegungen von Zunge, Lippen, Wangen, Kiefer, Kehlkopf und Gaumensegel sind also gestört, obwohl die reflexartigen Bewegungen der gleichen Muskeln (Schluckreflex, Würgreflex, Hustreflex) nicht gestört sind.
Auffälligkeiten in der Anamnese
- sie sind oft „ruhige“, wenig brabbelnde Babys/Kleinkinder
- das Kind hat kaum „nachgeplappert“ und imitiert
es hat spät erste Worte und Sätze gesprochen; oft hat man das Gefühl, das Kind entwickelt sich nicht wirklich weiter - das Kind hatte/hat Schwierigkeiten beim Essen und Trinken, z.B. Kleckern, Schlabbern während des Essens, kaum Kauen, unkontrolliert trinken usw.
- das Kind hat Sensibilitätsprobleme im oder rund um das Mundgebiet, es reagiert z.B. übersensibel auf Berührung oder würgt Speisen wieder aus oder es ist zu wenig sensibel und mag deshalb Berührungen/Gegenstände nicht am oder im Mund
- es gibt Kinder die Schwierigkeiten mit der Regelung der Stimme (Lautstärke, Satzmelodie, Betonung) haben
- die Kinder sprechen oft nur bestimmte Laute, sie haben ein favorisiertes Lautmuster
- einige Kinder sprechen z.B. nur Vokale oder nur bestimmte Konsonanten und sind daher schlecht zu verstehen. „Favorisiert“ ein Kind die Laute t und d ersetzt es beinahe alle Laute mit t/d: „Da it dei dote Dodel!“ („Da ist ein großer Vogel!“)
Merkmale einer Dyspraxie:
- „Suchbewegungen“ der Lippen, Zunge und des Kiefers
- bei einigen Kindern sieht man deutlich wie viel Mühe sie haben, Bewegungen kontrolliert zu steuern
- inkonsequente Ausführung der Bewegungen – eben noch richtig ausgesprochene Wörter sind plötzlich fehlerhaft z.B. „Papa“-„Bapa“-„Baba"
- je mehr Sprachlaute/je länger das Wort, umso mehr Fehler macht das Kind bei Wiederholungen, z.B. „Limonade, Limonale, Limolane, Miloname…
- die Anfangslaute werden häufiger falsch gesprochen,als die Endlaute von Wörtern
- die Sprache/bestimmte Wörter des Kindes klingen manchmal wie eine „erlernte“ Fremdsprache: Wörter sind dann z.B. auswendig gelernt/trainiert worden und können in Übungssituationen korrekt gesprochen werden, spricht das Kind jedoch spontan, werden die Wörter wieder falsch/anders ausgesprochen
- spontanes Nachmachen von Lippen-, Zungen- und Mundbewegungen (Luftküsschen, Pusten…) ist oft gut, beim bewussten, geplanten Imitieren hat das Kind jedoch Probleme
- es können prosodische Fehler (Akzent, Rhythmus und Melodie der Sprache) auftreten, das Kind spricht z.B.monoton, verlangsamt oder „abgehackt“
- um ihre Schwächen auszugleichen eignen sich die Kinder manchmal Phantasienamen oder selbst ausgedachte Gesten/lebhafte Mimik an
Quelle: Elterninfo Dyspraxie von Aila Makdissi (pdf, 21KB)
Therapie
- Kinder sind gegenüber einer "herkömmlichen" Artikulationstherapie resistent
- Sie machen nach langer und intensiver Therapie kaum Fortschritte
- Daher muss mit einer speziell auf die Dyspraxie abgestimmten Methode wie z.B. dem niederländischen Dyspraxieprogramm für Kinder gearbeitet werden.
- In kleinen Schritten und mit vielen Wiederholungen werden alle Sprachlaute praktisch von Grund auf neu erlernt und später zu Silben bzw. Wörtern zusammengesetzt.
- Diese Art der Therapie kann sehr lange (manchmal über Jahre hinweg) andauern.
- Schon von Beginn an arbeiten die Kinder sehr motiviert mit, da sie schnell merken, dass das Sprechen mit diesen bestimmten Methoden so viel leichter und besser funktioniert.
Sensorische Integrationsstörung (SI-Störung)
Sensorische Integration
Sensorische Integration ist ein neurologischer Prozess, bei dem das Gehirn eingehende Sinnesreize aus der Umwelt ordnet, verarbeitet, verknüpft und interpretiert. Auf diese Art und Weise werden die Sinnesinformationen für den Menschen bedeutsam und nutzbar.
Damit wir uns in unserer Umwelt orientieren und sinnvoll handeln können, muss das Gehirn alle Informationen aus unserem Körper und der Umwelt verarbeiten.
Die Informationen werden von Rezeptoren in den Sinnesorganen aufgenommen:
- Tastkörperchen in der Haut für Berührungen (taktil)
- dem Innenohr für Schwerkraft- und Gleichgewichtsreize (vestibulär)
- Rezeptoren in Muskelspinden und Gelenken für propriozeptive Informationen (Tiefensensibilität)
Ursachen
Schädliche Einflüsse auf das unreife Gehirn, wie Infektionen in der Schwangerschaft, Sauerstoffmangel bei der Geburt oder extreme Reizarmut in der frühen Kindheit können sensorische Integrationsstörungen verursachen.
Wenn frühkindliche Reflexbewegungen noch ganz oder teilweise aktiv sind, können sie jederzeit ausgelöst werden und verursachen dann unwillkürliche Muskelreaktionen bei den Kindern. Dies ist ein Zeichen neuronaler Unreife, also fehlender Nervenverknüpfungen im Gehirn.
Manchmal finden sich in der Vorgeschichte eines Kindes gar keine Auslöser, und das Kind hat dennoch eindeutig Zeichen einer sensorischen Integrationsstörung.
Symptome
Die Symptome können im Gleichgewichtssystem, der taktilen Wahrnehmung und/oder der Tiefensensibilität auftreten.
Symptome der Unterempfindlichkeit
- ständiger Bewegungsdrang
- viele Stürze/Verletzungen
- stoßen sich häufig "Tollpatsch"
- motorische Entwicklung auffällig
- kaum Blickkontakt
- alles wird in den Mund gesteckt -viel Speichel
- Auge-Hand Koordination beeinträchtigt
- werden lange nicht trocken
- wirken schnell müde und unkonzentriert, wenn keine Bewegungsmöglichkeit besteht
- verzögerte Lateralitätsentwicklung
- orale Habbits (Daumen lutschen, Nägelkauen,...)
- autoaggresives Verhalten
Symptome der Überempfindlichkeit
- Kinder bewegen sich wenig u. sehr vorsichtig
- oft unruhige Babys
- Probleme beim Stillen (beißen o. würgen)
- Probleme beim Treppen steigen, schaukeln, Fahrradfahren,...)
- Vermeidung taktiler Reize (eincremen, kuscheln, Haare waschen, barfuß laufen, schmutzig o. nass sein)
- auffällige Feinmotorik
- Probleme beim Umstellen auf andere Konsistenzen beim Essen
- Würgereflex zu weit vorn
Therapie
"Die leitende Vorstellung der Behandlung ist, Sinneseinwirkungen zu schaffen und richtig zu dosieren und zwar besonders Sinneseinwirkungen, seitens des Gleichgewichtssystems, der Tiefensensibilität und der Haut." (Ayres, 1992)